Besuch der Partnerschule in Namibia 2023

Nachdem wir im Jahr 2020 eine Partnerschule in Namibia gefunden haben, konnten wir nun endlich den ersten Besuch abstatten. Bei diesem ersten Besuch, der durch die ENSA und die Wilo-Stiftung gefördert wird, darf nur eine auserwählte Gruppe von 4 Schülerinnen und Schülern teilnehmen. Im kommenden Jahr soll dann eine dreiwöchige Fahrt mit 10 Schüler*innen stattfinden.
Tag 1

Um 15 Uhr ging die Reise mit dem Zug am Dortmunder Hauptbahnhof los. Bis wir um 22 Uhr ins Flugzeug stiegen, konnten wir es kaum fassen, dass das gerade wirklich passiert. Der 10-stündige Flug war sehr lang, aber als wir ins Gespräch mit den ersten Passagieren kamen, haben wir erfahren, dass unsere Partnerschule in ganz Namibia sehr bekannt ist. Bei der Ankunft am Flughafen in Windhoek wurden wir von Schüler*innen und Lehrkräften unserer Partnerschule herzlichst empfangen. Sie fuhren uns zur Schule, an der sie eine erste gemeinsame Kennenlern- und Begegnungsrunde mit uns machten. Wir sind gespannt auf den morgigen Tag, an dem eine gemeinsame Sight-Seeing-Tour geplant ist.

Tag 2

Zur Stärkung des Tages, gab es heute bereits um 9 Uhr ein kräftiges Frühstück. Danach kam Frau Engelhardt auf die hervorragende Idee, ein Yoga-Workout durchzuführen.
Um 11 Uhr haben uns Schüler*innen der Partnerschule mit ihrem Schulbus abgeholt.
Erster Halt war das Heroes‘ Acre. Eine lange Treppe führte uns zu der Statur des unbekannten Soldaten. Nachdem wir viele Informationen über die 174 Grabstätten und der Geschichte Namibias erhalten haben, sind wir auf direktem Wege zum namibischen Nationalmuseum gefahren. Dort mussten wir leider feststellen, dass das Museum geschlossen war. Deshalb steuerten wir in Richtung des Oshetu Community Marktes. Am Markt angekommen wurden wir mit einem sehr würzigem Geruch begrüßt. Denn auf dem Markt wird sehr viel Fleisch gebraten, vor allem Rindfleisch ist in Namibia beliebt. Das Fleisch hat uns sehr geschmeckt und wir konnten die Gewürze für Zuhause mitnehmen.
Zum Schluss sind wir gemeinsam zurück zum Backpackers gefahren, in dem wir alle eine schöne Zeit im Pool verbrachten.
Gegen 18 Uhr verabschiedeten sich die Schüler*innen der Jan Möhr Secodary School. Gegen späten Abend haben wir gemeinsam Pasta gekocht und diese an einem schönen Abend, begleitet von vielen Sternen, genossen.

Tag 3 und 4

Nach einem entspannten Sonntag mit Gesellschaftsspielen und Erholung, zumindest für diejenigen von uns, die keine Klausur bei 30 Grad im Schatten schreiben mussten, startete der Montag sehr früh. Bereits um 6:30 Uhr hieß es für uns „Goodbye Backpackers“ und „Welcome Jan Mohr“.
Für die Lehrkräfte gab es bereits um 7 Uhr ein Treffen mit dem Kollegium der Jan Mohr Schule. Wie üblich, startet dort die Woche mit dem gemeinsamen Singen der Schulhymne und einem Morgengebet. Anschließend stellte der Headmaster, Mr. Hashiti die Themen der kommenden Woche vor. In diesem Rahmen wurden wir vorgestellt und herzlich Willkommen geheißen. Daraufhin ging es weiter mit dem wöchentlichen „Anouncement“, bei dem sich alle 1200 Schüler*innen auf dem Schulhof versammelten. Hier durften wir uns selbst vorstellen, was Frau Engelhardt in ihrer unvergleichbaren Art und Weise für uns übernahm. Der anschließende tosende Applaus der Schüler*innenschaft war wirklich bewegend.
Nach der Verkündigung der neuen Stundenpläne, hatten auch wir Schüler*innen endlich die Möglichkeit den Schulalltag an der Jan Mohr Secondary School hautnah mitzuerleben. Neben den Fächern Wirtschaft und Mathematik, konnten wir auch an, für uns unbekannten Unterrichtsfächern, wie „Afrikaans“ teilnehmen.
Zeitgleich durften wir Lehrkräfte in viele verschiedene Klassen und Kurse „hinein schnuppern“.
Nach Abschluss des Schultags hieß es für uns Schüler*innen: Ab in das „Guest House“ der Jan Mohr!

Tag 5 und 6

Das Guesthouse am Boys’ Hostel war sehr einfach, aber liebevoll hergerichtet. Den ersten Abend dort verbrachten wir mit Kartenspielen und anregenden Gesprächen mit zwei Lehrkräften, die auch dort leben. Hauptsächliche Themen waren die Gemeinsamkeiten und Unterschiede unserer Schulsysteme und der Kulturen. Dabei ist besonders herausgestochen, dass die namibischen Schüler*innen die Möglichkeit haben, in der Schule bzw. im schuleigenen Hostel zu übernachten. Allerdings gibt es auch in dem Hostel einen Schulgong. Er signalisiert den Schüler*innen des Hostels, bis wann sie für die Schule zu lernen haben. In der Regel müssen sie sich in der Zeit von 18:30 Uhr bis 20:30 Uhr weiterhin auf die Schule vorbereiten, dafür haben alle Schüler*innen bereits um 13 Uhr Schulschluss. Viele Schüler*innen sehen es als Vorteil, zu Hause zu übernachten, weil sie dort nach ihrer eigenen Zeiteinteilung arbeiten können.
Am sechsten Tag sind wir morgens um 8 Uhr in die Schule gegangen und haben uns mit den Schüler*innen getroffen, die uns auch im September in Dortmund besuchen werden. In der Aula der Schule stellten wir ihnen ausgewählten UNESCO-Projekte vor. Anschließend stellten die namibischen Schüler*innen ihre Ideen rund um das Thema “Nachhaltigkeit an Schulen” vor. Obwohl die Lernenden erst durch unser gemeinsames Projekt mit Thema in Berührung kamen, beeindruckten sie uns mit ihren Bewusstsein und ihrer Kreativität. Besonders bewegt hat uns die Tatsache, dass sie direkt ihr eigenes UNESCO-Team gegründet haben. Im weiteren Verlauf besprachen wir, welche gemeinsamen Projekte der Schulpartnerschaft wir anstreben möchten. Wir sind zu dem Entschluss gekommen, einerseits ein gemeinsames Projekt zum Thema Schulgarten durchzuführen. Andererseits ging es darum, wie man mehr Jugendliche für Umweltthemen sensibilisieren kann. Dafür wurde beschlossen in regelmäßigen Videokonferenzen im Austausch zu bleiben. Im September möchten wir dazu unter anderem ein Video gestalten. In dem Video soll gezeigt werden, was jede*r Einzelne tun kann, um die Umwelt zu schützen. Ein wichtiger Aspekt ist z.B. der bewusste Umgang mit Wasser, denn in Namibia ist Wasser eine immer knapper werdende Ressource. Somit werden sich die nächsten Projekte auf die Unesco-Ziele “Hochwertige Bildung”, “Leben an Land” und “Sauberes Wasser und sanitäre Anlagen” fokussieren.
Am Abend wurden wir von der Schule zum “Braai” (Grillen) eingeladen. Ein wunderschöner Tag endete mit Musik, Tanz und leckerem Essen.

Tag 7 und 8

Am 7. Tag hieß es erneut für uns alle: Koffer packen! Mit einem waschechten Safari-Mobil ging es gemeinsam mit unseren namibischen Freunden knapp 400 Kilometer weit in Richtung Etosha. Der Etosha Nationalpark ist eines der größten Naturschutzgebiete Afrikas. Die Reise Richtung Norden brachte einen deutlichen Temperaturanstieg mit sich: Von angenehmen 30° Celsius in Windhoek stiegen wir bei 38° Celsius an unserem Campingplatz aus dem Auto. Nach einem gemeinsamen Abendessen bezogen wir unsere Zelte. Tag 8 startete um 6:30 Uhr mit einer Sonnenaufgangs-Safari in den Nationalpark. Unter dem Motto “We protect what we love” führte uns unser Guide Otto, durch die namibische Flora und Fauna. Neben unzähligen Springböcken, Zebras und Giraffen, waren Löwen, ein Elefant und ein Nashorn das Highlight unserer Tour. Dieser Tag zeigte uns die Einzigartigkeit der Natur auf. Gleichzeitig wurde uns unsere Verantwortung mit Blick auf die Themen der Nachhaltigkeit und ökologischen Vielfalt sichtbar vor Augen geführt. Ein Erlebnis, welches wir niemals vergessen werden.

Tag 9 und 10

In der Nacht zu Freitag hörten wir plötzlich ein lautes Geräusch direkt vor unserem Zelt.
Wir schreckten auf. Herr Engelhardt schlief. Kurze Stille. Dann erneutes Klappern. Todesmutig wagte sich Frau Engelhardt an den Zelteingang und wagte einen Blick durch das Moskitonetz. Direkt hinter Herrn Engelhardts Kopf stand der Mülleimer, nur durch eine dünne Zeltwand getrennt. Der Deckel war bereits entfernt worden und “the most fearless animal in the world” (Guinness Book of Records), ein Honigdachs, machte sich über unsere Abfälle her. Als wir gerade wieder eingeschlafen waren: Löwengebrüll! Der eigentliche Plan, dass wir mit den Schüler*innen gemeinsam zum Frühstück durch das Gelände laufen, war damit durchkreuzt. Verunsichert fuhren wir alle gemeinsam mit dem Safari Cruiser zur Rezeption. Dort erfuhren wir, dass die Löwen im Nachbarcamp gehalten werden. Nach dem Frühstück gab es eine erste Auswertungsrunde mit Videointerviews zu den bisherigen Eindrücken unserer Partnerschaft und weiteren Zielen. So bedankte sich Jario beispielsweise dafür, dass sie sich durch unser Projekt mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandergesetzt hat und alle freuen sich auf den weiteren Austausch und die zukünftige Zusammenarbeit. Abends checkten wir erneut im Chameleon Backpackers ein. An unserem vorletzten Tag besuchten wir den Tag der offenen Tür an der Deutschen Höheren Privatschule in Windhoek. Durch die ca. 4000€ Schulgeld im Jahr zeigte sich ein völlig anderes Bild. Die Ausstattung übertraf in vielen Bereichen unsere deutschen Standards. Im direkten Kontrast dazu, erlebten die Schüler*innen den Alltag in einem Schülerinnenhostel in der Stadtmitte. Am Abend feierten wir den Abschluss unseres Besuchs mit einem gemeinsamen Braai (Grillen) in unserer Unterkunft.

„An diesen Schüler*innenaustausch werde ich auch in 20 Jahren noch gern zurückdenken.“

Und plötzlich war es soweit. Wir standen am Flughafen in Windhoek und liefen den Schüler*innen der Jan Mohr Secondary School mit großen „Welcome“-Plakaten in die Arme. So wurde die Partnerschaft nach drei Jahren unregelmäßigem Kontakt tatsächlich Realität und die Distanz von 11.000 km verflog. Mit dem herzlichem Empfang, unserem gemeinsamen Programm zu Kolonialzeit und Befreiungskampf und Ausflügen entwickelte sich in kurzer Zeit ein freundschaftliches Verhältnis zu unserer Partnerschule. Der fruchtbare Austausch über Klima- und Umweltschutz sowie Nachhaltigkeitsprojekten an Schulen, führte zu der Gründung eines UNESCO-Teams an der Partnerschule und einer gemeinsamen Projektidee: Entwicklung und Ausbau beider Schulgärten und regelmäßiger Austausch über nachhaltige Bewusstseinsbildung von Jugendlichen.

So kehrten wir mit vielen bereichernden Erlebnissen und Erfahrungen zurück nach Scharnhorst und freuen uns nun sehr auf den Gegenbesuch der Jan Mohr Secondary School im September 2023.


Dankeschön!

Wir danken ENSA, dem Entwicklungspolitischen Schulaustauschprogramm von Engagement Global für die finanzielle und inhaltliche Unterstützung, die dieses Projekt erst möglich gemacht hat.
Ebenso möchten wir uns bei der WILO-Stiftung Dortmund für ihre großzügige Spende bedanken.

 

UNESCO-Schulen aus NRW, die Kontakte nach Namibia pflegen

Münster: Schiller Gymnasium

Projekte mit der A.Shipena Secondary School Windhoek fanden bisher sowohl in Windhoek als auch in Münster statt und umfassten unter anderem eine Reihe von Medienworkshops sowie die Einrichtung eines Skateparks, der von der Skate-Aid-Stiftung unterstützt wird.

Duisburg: Theodor-König Gesamtschule

Der erste Kontakt mit der Hage G. Geingob Windhoek entstand 2019. In einem gemeinsamen Projekten arbeiten die Schulen an Möglichkeiten, den Schulweg in Katutura fahrradfreundlicher zu gestalten.

Münster: Primus Schule

Seit 2015 besteht eine Partnerschaft zu der Moreson School Windhoek. Im gleichen Jahr gewann die Partnerschaft den Inklusionspreis des Landes Nordrhein-Westfalen.

Recklinghausen: Käthe-Kollwitz Gesamtschule

Das Namibia-Fieber hat die Gesamtschule aus Recklinghausen 2019 gefangen. Im Februar hat sich der UNESCO-Koordinator auf den Weg nach Windhoek gemacht, um mit verschiedenen Schulenüber eine Partnerschaft zu verhandeln. Mit Erfolg!