Abschiedsworte von Clemens Rethschulte

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Liebe Schülerinnen und Schüler, verehrte Schulgemeinde,

nach insgesamt mehr als 55 Jahren in und um Schule, nach 40 Jahren Schuldienst, davon fast 20 Jahre als Schulleiter an drei verschiedenen Schulen und Schulformen ist für mich der Zeitpunkt gekommen, der mir sagt: „Jetzt willst Du Dich mit anderen Dingen beschäftigen, z.B. als Hausmann und Großvater, dich um den Garten kümmern, dich mit Natur und Umwelt auseinandersetzen oder auch entspannt ein Buch und die Zeitung lesen.“

Wenn ich nun meine Zeit als Schulleiter an der Gesamtschule Scharnhorst Revue passieren lasse, dann fallen mir viele schöne und gut gelungene Dinge ein, die wir in unserer Zusammenarbeit als engagierte Mitglieder in der Schulleitung, als Lehrerinnen und Lehrern, aber auch als sehr interessierte Schülerinnen und Schüler erreichen konnten:

Beginnen wir mit dem Kerngeschäft einer jeden Schule, dem Unterricht und den erzielten Abschlüssen und Übergängen: im Durchschnitt erhielten ca. 60 Schülerinnen und Schüler (SuS) in den letzten sechs Jahren ihr Abiturzeugnis – davon hatten in Regel weniger als drei SuS zu Beginn ihrer Schulzeit ein Gymnasialempfehlung; ca. 30 SuS erwarben die Qualifikation zum Besuch der Oberstufe, ca. 50 SuS die Fachoberschulreife, 40 den Hauptschulabschluss; nur einige wenige SuS mussten unsere Gesamtschule ohne einen Abschluss verlassen; ca. 20 SuS erhielten mit ihrem Abschluss der Mittelstufe einen Ausbildungsvertrag; auch der Ausblick auf das kommende Schuljahr 2018/19 ist gut:  Wir haben 156 Anmeldungen für den neuen 5. Jahrgang und ca. 60 SuS für die Eingangsphase der Oberstufe.

Innerhalb des Kollegiums hat sich in den letzten Jahren ein altersbezogener Wandel  vollzogen – ca. 40 neue Lehrkräfte haben ihren Dienst an der Gesamtschule Scharnhorst angetreten und mit ihrem Engagement der Unterrichtsentwicklung neue Impulse gegeben und das Schulleben bereichert.

Das Siegel Schule ohne Rassismus ist an unserer Gesamtschule durch ein regelmäßiges Aufgreifen der Thematik im Unterricht oder als Projektangebot wiederbelebt und spürbar geworden, z.B. in Form der Wanderausstellung „Weg der Erinnerung“, in Form des Forumtheater-Projekts „Nimm die Menschen, so wie sie sind. Andere gibt es nicht“ oder in der Veranstaltung mit Stefan Schmidt, dem Kapitän der ‚Cap Anamur‘ „Refuges Welcome – Kein Mensch ist illegal“. Ebenfalls dazu zähle ich unsere Mitwirkung beim Bau der Spiegel-Barrikade durch die Künstlergruppe „Tools for action“ und unsere Beteiligung an der anschließenden Demonstration gegen den Aufmarsch der Neonazis im Juni 2016 in Dortmund.

Eng mit den Aktivitäten als Schule ohne Rassismus verbunden ist unsere Zertifizierung als UNESCO-Projektschule, durch die Initiative von SV-Schülern mitentstanden und durch viele Schülerprojekte und die UNESCO-AG lebendig gehalten. Hier sind auch die Kooperation mit der DEW 21 in Form von regelmäßigen außerschulischen Projekten zu Umweltthemen in allen Jahrgänge der Sek I ebenso wie die UNESCO-Projekttage mit sich anschließendem Sommerfest am Ende des Schuljahres zu nennen. An den Projekttagen beschäftigen sich alle Schülerinnen und Schüler mit Themen, die in der UNESCO-Charta verankert sind (Kinderrechte, Weltkulturerbe, Umweltfragen etc.).

Im Rahmen der beruflichen Orientierung unserer Schüler und Schülerinnen wäre insb. zu nennen:  Die Erweiterung der Liste unserer Kooperationspartner durch Firmen wie LIDL, DEW 21, die Apotheke Ausbüttels oder auch die TU Dortmund, mit der wir das Projekt Talentscouts durchführen. Dieses Projekt dient zur Vorbereitung unserer Oberstufenschülerinnen und -schüler im Hinblick auf ein angestrebtes Studium.

Für stärker zu fördernde Schülerinnen und Schüler wurde die Berufseinstiegsbegleitung durch das Institut Grone installiert; und – last but not least – in diesem Jahr die Talent Company, unser  Berufsorientierungsraum, eingeweiht, der uns durch die Kooperation mit der Strahlemann-Stiftung im Wert von ca. 50.000 € zur Verfügung gestellt wurde.

Im Bereich des Förderns und Forderns haben wir in dieser Zeit das Drehtürmodell zur Förderung leistungsstarker Schüler und Schülerinnen und das Lernbüro zur Unterstützung und Förderung langsam lernender Schülerinnen und Schüler eingeführt; zur Förderung der Sprachkompetenzen wurde das Projekt „Dortmunder Modell“ weitergeführt, in dem vornehmlich Lehramtsstudenten durch sensible Sprachförderung unsere Schülerinnen und Schüler in den Hauptfächern unterstützen und für sich erste Unterrichtserfahrungen sammeln können; in diesen Kontext fällt auch die Zusammenarbeit mit dem Verein Chancenwerk, der an zwei Nachmittagen nach dem Unterricht für Fünft- und Sechstklässler zusätzliche Lernunterstützung bereit hält; gewinnbringend ist auch die Zusammenarbeit mit der Stiftung Lesen, die unseren Lese-Club unterstützt; die Kooperation mit der Stadtteilbücherei in Form von Büchereierkundungen, Vorlesewettbewerben und Projekten, wie z.B. Märchen 3.0 wurde vertieft; außerdem wurde die  Kooperation mit dem Abenteuerspielplatz Scharnhorst durch das Projekt für neu zu gereiste Flüchtlingskinder „Inside Out“ eingeleitet;

Bereits im Jahre 2012 änderte sich die integrative Unterrichtung von Förderschülern und -schülerinnen. Schülerinnen und Schülern mit einem Förderbedarf im Bereich ihrer emotional-sozialen Entwicklung verblieben auf Elternwunsch an unserer Gesamtschule und mussten ohne zusätzliche Unterstützung durch die Förderschule von uns unterrichtet und betreut werden. Dazu haben wir Bausteine der sonderpädagogischen Förderung entworfen, z.B. das Förderangebot der sogenannten 0. Stunde als Vorbereitung auf den anstehenden Schultag, einschließlich der Möglichkeit zur Wochenreflexion.

Bezogen auf die kollegiale Zusammenarbeit im Kollegium haben ebenfalls wichtige Entwicklungen stattgefunden:

  • Die Einrichtung einer vom Kollegium gewählten Steuergruppe, zunächst unter meiner Mitwirkung, seit geraumer Zeit unter Mitwirkung unserer Didaktischen Leiterin;
  • Regelmäßige, im Terminplan der Schule verankerte Sitzungen der Jahrgangsteams und der Teamsprecher;
  • Ebenfalls im Terminplan fixierte Sitzungen der Fachkonferenzen – sechsmal pro Schuljahr – sowie zwei Dienstbesprechungen der Fachkonferenz-Vorsitzenden mit der Didaktischen Leiterin;
  • Wöchentliche Koordinierungssitzungen der Schulleitungsmitglieder, Koordinierungssitzungen mit den Schulsozialarbeiterinnen, mit den Organisationsassistenten und den Studien- und Berufswahlkoordina-toren;
  • Unsere Mitarbeit im Netzwerk „Potenziale entwickeln – Schulen stärken“, von der Uni Duisburg/Essen begleitet, mit dem inhaltlichen Schwerpunkt „Schule der Vielfalt – Gemeinsames Leben und Lernen an der GE Scharnhorst“;
  • Die Verabschiedung eines Leitbildes für unser Schule – nach 45 Jahren Schulgeschichte;
  • Nicht zu vergessen unsere, von einer interessierten Öffentlichkeit immer wieder hoch gelobte Homepage, die bereits kurz nach meinem Amtsantritt gemeinsam mit zwei engagierten Kollegen in das heutige Layout gebracht wurde;

Auch das Schulgebäude hat – bedingt durch die gute Zusammenarbeit mit dem Schulträger und die intensive Unterstützung durch die politische Gemeinde/Bezirksvertretung – positive Veränderungen durchgemacht: der Fassadenanstrich an Hauptgebäude und Technikgebäude (mit Kunst-Graffiti), die Erneuerung der Mensa und des Lehrerzimmers, die durch Schülerinnen und Schüler geplante und durchgeführte Einrichtung eines Pausenaufenthaltsraums für Klassen der Sekundarstufe I, und  weitere Aktionen zur Verschönerung und zum Erhalt der Sauberkeit in unserer Schule. Im kommenden Frühjahr kommt eine grundlegende Dachsanierung mit Wiederbegehbarkeit der Dachterrasse durch unsere Oberstufenschülerinnen und -schüler hinzu.

Verbunden mit meinem Amtsantritt war auch die „Wiedererweckung“ unseres Fördervereins, dessen Geschäftsführer ich sechs Jahre lang war; geleitet durch einen aktiven Vorstand übernimmt der Verein vielfältige Aufgaben zum Wohle bzw. zur Förderung unserer Schülerinnen und Schüler.

Persönliches Fazit:

Ich habe meine Zeit als Schulleiter der Gesamtschule Scharnhorst als immer wieder freudvoll und spannend, aber auch als anspruchsvoll und fordernd empfunden.  Ich verlasse „meine“ Gesamtschule mit einem zufriedenen Blick auf die in meiner Verantwortung entstandenen schulischen Entwicklungslinien.  Dabei empfinde ich es jetzt als Freiheit, loslassen zu können und darauf zu vertrauen, dass andere die eingeschlagenen Wege der Gesamtschule Scharnhorst weitergehen.

Schließen möchte ich mit einer herzlichen Danksagung an all die Kolleginnen und Kollegen, die sich in den letzten sechs Jahren mit mir für die Optimierung unserer Schulentwicklung engagiert eingesetzt haben.

Für die Zukunft wünsche ich der Schulgemeinde der Gesamtschule Scharnhorst nur das Beste.

Ihr/Euer
Clemens Rethschulte