„Traue jemandem etwas zu und er wird sich bemühen, diesem Vertrauen zu entsprechen.“ (Don Bosco)

Über das Forder-Förder-Projekt

Begabung zeigt sich immer vielfältig. Die Potentiale unserer Schüler*innen zu erkennen und herauszufordern und sie dementsprechend zu begleiten, sehen wir als unsere Aufgabe. Schüler*innen haben ein Recht auf individuelle Förderung. Das sogenannte Forder-Förder-Projekt (FFP) leistet dazu an unserer Schule einen wesentlichen Beitrag.

„In dem Format werden die Grundprinzipien der Projektarbeit systematisch mit dem Erwerb von Strategien des selbstregulierten Lernens (d. h. Informationsverarbeitung, Lernprozesssteuerung, Selbstregulation) gekoppelt (Fischer, 2012). Dabei werden drei Ziele fokussiert:

  1. Interessenentwicklung mittels individueller Spezialthemen,
  2. Potenzialentfaltung mittels eigenständiger Forschungsarbeiten und
  3. Lernkompetenzerwerb mittels systematischer Strategievermittlung“[1]

Die Grundidee

Schüler*innen arbeiten über ein Schuljahr lang interessensgeleitet an selbstgewählten Forschungsthemen. Ziel dabei ist es, Strategien des selbstregulierten Lernens auszubilden und zu trainieren. Mit Hilfe eines Lerntagebuchs und ritualisierten Unterrichtsstunden wird diese grundsätzlich offenen Unterrichtsform des Projektlernens von Lehrer*innen unserer Schule an- und begleitet.

Der Weg ist das Ziel – Selbstreguliertes Lernen

Die Ausrichtung auf Strategien des Selbstregulierten Lernens soll vor allem nachhaltiges Lernen vor dem Hintergrund einer Bildung für das 21. Jahrhundert ermöglichen. Unsere Gesellschaft und damit auch Bildung sowie die Institution Schule befinden sich in einem tiefgreifenden Transformationsprozess. Das FFP gilt seit Jahren als innovatives Unterrichtskonzept, welches auf Grund seines adaptiven Charakters von Schulen angepasst und nutzbar gemacht werden kann und somit nicht nur Einfluss auf die Unterrichts- sondern auch auf die Schulentwicklung nimmt.

„Strategien selbstregulierten Lernens lassen sich folgendermaßen unterscheiden:

  • Kognitive Lernstrategien
    Sie dienen der Informationsaufnahme, -verarbeitung, -speicherung sowie dem Informationsabruf und -transfer
  • Metakognitive Lernstrategien
    Sie dienen der Regulation des Lernprozesses dienen und die Ausführungsqualität einer kognitiven Lernstrategie positiv beeinflussen können (Leopold & Leutner, 2015). Es werden Planungs-, Überwachungs- und Kontrollstrategien unterschieden (u. a. Pintrich, 1999).
  • Ressourcenbezogene Lernstrategien
    Sie dienen der Steuerung von Aspekten des Lernkontextes, die direkt auf den Lernprozess einwirken, wie z.B. das Anstrengungsmanagement, das Management Anderer und das der Umgebung (Pintrich, 2000).“[2]

Demnach zeigt sich, dass es im Projekt vor allem um die Begleitung des Lernprozesses geht. Wirkmächtige Lehr-Lernhandlungen, wie das formative Feedback oder auch die abschnittsweise Selbstbeurteilung (mittel Single-Point-Rubrics) durch die Schüler*innen werden mit Hilfe des Lerntagebuchs systematisch über den Forschungsprozess verteilt. Kolleg*innen im Projekt passen die notwendigen Gerüste und Hilfen zum Erlernen der Strategien schrittweise an die unterschiedlichen Lerngruppen an. Mit Hilfe eines Kompetenzrasters für das FFP werden Ausgangslagen besprochen und Lernschritte gemeinsam geplant und reflektiert.

Begabungsförderung

Das FFP wird von dem Internationalen Centrum für Begabungsforschung an der Universität Münster wissenschaftlich begleitet und hat seinen Ursprung in der Begabtenförderung. Auch an unserer Schule wollen wir u.a. leistungsstarken Schüler*innen einen notwendigen Freiraum bieten. Begabungsförderung und die Förderung leistungsstarker Schüler*innen beschränkt sich an unserer Schule nicht darauf, einfach mehr Arbeitsblätter zu verteilen. Der Unterricht wird auf einer qualitativen Ebene angereichert. Das FFP fordert Schüler*innen heraus, sich auf einer anderen Ebene – nämlich selbstreguliert und forschend –  mit Unterrichtsgegenständen zu beschäftigen. An unserer Schule ist es möglich, das Projekt in der sogenannten Lernzeit zu absolvieren sowie im Rahmen des Drehtürmodells. D.h. Schüler*inne verlassen den regulären Unterricht und arbeiten selbstständig an ihren Forschungsprojekten. Was sie verpassen müssen sie selbstverständlich nacharbeiten. Die Anreicherung des “normalen” Unterrichts stellt dementsprechend die Herausforderung dar.

Bildung in einer digitalen Welt

Neben dem “Lernen lernen” gibt es mit der Ausrichtung auf eine “Bildung in einer digitalen Welt” noch einen weiteren Grundpfeiler in diesem Projekt. Bereits ab Jahrgangsstufe 5 arbeiten die Teilnehmer*innen digital und lernen so Praktiken einer Kultur der Digitalität etwa im Austausch von Dokumenten in der projekteigenen Datencloud. Der systematischen Sammlung von Informationen im Internet, den Umgang mit Textverarbeitung und digitalen Präsentationsformen.

In den Jahrgangsstufen gibt es besondere Schwerpunkte:

Jahrgang 5 bis 7 (Frau Jagusch):

  • Zeitplanung mit dem Lerntagebuch
  • Betreuung durch Schüler-Mentoren (Computernutzung und Recherche)
  • Einführung in die Textverarbeitung am Computer
  • Schwerpunkt auf Interessensfindung zu Beginn (Huser-Bogen)
  • Schwerpunkt auf Techniken der Formulierung von Forschungsfragen

Jahrgang 8 bis 10 (Herr Fritsche):

  • Fokus auf ein gesellschaftlich relevantes Problem durch Anbindung der Forschungsvorhaben an eines der 17 Ziele der UNESCO für nachhaltige Entwicklung
  • Einführung in “digital vernetztes Lernen” (Lernplattform, Cloud-Nutzung)
  • “Ich experimentiere mit…” Forschungsvorhaben mit kleinem Forscherbudget

Gymnasiale Oberstufe (Herr Hartwig):

  • Auswahl eines Forschungsvorhabens aus dem Themengebiet “Lernen – Forschendes Lernen – das Lernen erforschen”
  • Teilnahme an Veranstaltungen an der Universität Münster (Zertifikat)
  • Austausch mit anderen Schüler*innen der anderen Netzwerkschulen
  • Begleitung über eine digitale Lernplattform (blended learning, Lernvideos, Zeitstruktur)

Weiter Informationen

Netzwerk

Die Gesamtschule Scharnhorst ist Teil des Netzwerks zum Forder-Förder-Projekt und kooperiert landesweit u.a. mit Schulen aus dem Netzwerk “Zukunfsschulen”. Die Schüler*innen des FFP-Plus für die gymnasiale Oberstufe nehmen an den Veranstaltungen an der Universität Münster teil, tauschen sich mit den Schüler*innen der anderen Netzwerkschulen aus und erhalten dort auch ihr Zertifikat. Ein wichtiges Ziel dabei ist, das FFP in den Regelunterricht zu übertragen.

hgc

[1] Fischer, Christian; Fischer-Ontrup, Christiane; Schuster, Corinna: Individuelle Förderung und selbstreguliertes Lernen. Bedingungen und Optionen für das Lehren und Lernen in Präsenz und auf Distanz – In: Fickermann, Detlef [Hrsg.]; Edelstein, Benjamin [Hrsg.]: “Langsam vermisse ich die Schule …”. Schule während und nach der Corona-Pandemie. Münster ; New York : Waxmann 2020, S. 136-152 – URN: urn:nbn:de:0111-pedocs-202344 – DOI: 10.31244/9783830992318.08 http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0111-pedocs-202344 http://dx.doi.org/10.31244/9783830992318.08

[2] Fischer, Christian; Fischer-Ontrup, Christiane; Schuster, Corinna: Individuelle Förderung und selbstreguliertes Lernen. Bedingungen und Optionen für das Lehren und Lernen in Präsenz und auf Distanz – In: Fickermann, Detlef [Hrsg.]; Edelstein, Benjamin [Hrsg.]: “Langsam vermisse ich die Schule …”. Schule während und nach der Corona-Pandemie. Münster ; New York : Waxmann 2020, S. 136-152 – URN: urn:nbn:de:0111-pedocs-202344 – DOI: 10.31244/9783830992318.08 http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0111-pedocs-202344 http://dx.doi.org/10.31244/9783830992318.08