Distanzlernen mit dem „Digitalen Stundenplan“

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Kurz nach dem Ende der Osterferien haben sich die Tutor/innen und Schüler/innen des 8. Jahrganges auf den Weg gemacht, das sogenannte „Corona-Gap“ aus eigener Kraft zu überwinden. Hauptgrund war die Sehnsucht der Lehrer/innen nach ihrem Kerngeschäft – dem Unterricht und dem Kontakt mit den Schüler/innen, aber auch die Sorge um die Arbeitsmoral der Schüler/innen.

Die Eltern und Schüler/innen hatten sich bis zum Beginn des Projektes „Digitaler Stundenplan“ eigentlich nicht beschwert, begrüßten jedoch die Initiative der Lehrer/innen des 8. Jahrganges sehr. Irgendwie hatten alle darauf gewartet, dass es „endlich weitergeht“.

Seit dem 11. Mai 2020 gilt nun unser selbst erarbeiteter digitaler Stundenplan im Jahrgang 8. Er gibt einen lang vermissten zeitlichen Rahmen zurück, in welchem dann der Spielraum, den verschiedene technische Methoden und Möglichkeiten geben, genutzt werden kann.

Die Schüler/innen arbeiten momentan täglich in einem Kernarbeitsfenster von 9-12 Uhr im Distanz-Unterricht mit unterschiedlichen Fachlehrer/innen. Fast wie im analogen Unterricht. Montags um 9 ist Klassenrat, danach Deutsch, dann an den anderen Tagen weitere Haupt- und Nebenfächer. Man trifft sich zunächst in der App „schul.cloud“, als Gruppe, in einem eigenen Lernraum. Alle Räume / Unterrichtsgruppen sind hier digital nachgestellt. In seinem Fachraum kann der/die Lehrer/in weitere Schritte organisieren, z.B. den Wechsel in weitere Apps („Lern-Umgebungen“), man kann dort die Einteilung von Gruppen vornehmen und unterschiedliche Räume vorbereiten.

Natürlich sind auch Phasen der Stillarbeit möglich. Wie im „echten Unterricht“. Es ist wichtig, dass die Schüler/innen am Anfang und am Ende der Stunde ihre Anwesenheit bestätigen und dass wirklich alle Mitglieder der Lerngruppe zur gleichen Zeit an den Aufgaben arbeiten. Lehrer/innen stehen dabei im Live-Chat für Rückfragen zur Verfügung, fordern und fördern im Verlauf der Stunde. Man gewinnt als Lehrer/in nach und nach das Gefühl zurück, wie viel die Lerngruppe in welcher Zeit schafft.

Mit Hilfe des digitalen Stundenplans finden auch Begegnungen zwischen Tutor/ innen und ihren Klassen wieder statt. Die erste und wichtigste Begegnung findet Montags um 9 Uhr statt. Die Klassenlehrer/innen können schnell Kontakt zu den Eltern aufzunehmen und Botschaften von Schulleitung und Fachlehrer/innen weitergeben. Das schafft endlich wieder Sicherheiten.

Auch der Klassenrat wird digital reaktiviert. Hierzu nutzen wir die die App „Jitsi Meet“: Die Klassenlehrer/innen geben nach Kontrolle der Anwesenheit im schul.cloud-Klassen-Chat den Raum bekannt, in dem man sich bei Jitsi Meet in Form einer Video-Konferenz trifft. Nach und nach treffen die Schüler/innen dort im benannten Raum ein – die Tutor/innen begrüßen die Kinder. Der Austausch vollzieht sich über die Chat-Funktion des Programmes: Schüler/innen schreiben, Lehrer/innen greifen es auf und bereden es, sodass alle es verstehen. Vereinzelt melden Schüler/innen Gesprächs-Bedarf an und formulieren nach Aufforderung durch die Lehrperson mit Stimme oder Bild.

Das System ist nicht ohne Schwächen, aber die meisten Schüler/innen und ihre Eltern sind dankbar, dass es weiter geht und bemüht, Nähe und Austausch wieder zu finden. Wir freuen uns als Team auf den Ausbau dieser digitalen Didaktik – auch „nach Corona“.

Natürlich sind noch viele der Mechanismen nicht so stark wie beim realen Schulbesuch. Von dem unzureichenden Bewertungssystem abgesehen, können die Lehrer/innen nur bedingt die Anwesenheit in den Stunden kontrollieren. Hier liegt der Ball nicht nur bei Lehrer/innen und Eltern, sondern auch bei den Behörden, die sowohl die Ausrüstung aller Haushalte mit den gleichen digitalen Mitteln gewährleisten sollten.

Abschließend gibt es aber auch einige Stimmen, auch aus der Schülerschaft, die die vielen Möglichkeiten des Lernens auf Distanz betonen. Schüler/innen, die im realen Raum der Schule und des Unterrichts zuvor oft über-/unterfordert waren oder sich sozial nicht angenommen fühlen wollten/konnten, entwickeln gerade besser werdende Leistungen. Bisher nicht entdeckte, aber hoch-innovative Geister finden neue digitale Wege, Schüler/innen nehmen Lehrer/innen an die Hand etc.

Das Experiment des 8. Jahrgangsteams der Gesamtschule Scharnhorst wartet noch der Institutionalisierung, d.h. der Unterstützung durch die Orga (die Stundenpläne und Lehrer-Einsätze jahrgangsübergreifend koordiniert), durch die Schulleitung, aber vor allem durch die Schulträger und Behörden. Doch zugleich macht es vor allem Mut – denn wir arbeiten wieder zusammen!

bam