Namibia 2024 – Update

adminLeitartikel

Tag 1 – Let the journey begin!
Ein Jahr später versammelten wir uns erneut am Dortmunder Hauptbahnhof. Der Zeitraum gleich, die Gruppe neu. Wir, sieben Schülerinnen der Gesamtschule Scharnhorst begaben sich in Begleitung von Herrn Engelhardt, Herrn Schulte und Frau Meier auf die Reise nach Namibia. Es sollte ganze 18 ½ Stunden dauern, bis wir den namibischen Boden betraten. Am Flughafen wurden wir, nachdem alle Visa- Angelegenheiten geklärt waren, herzlich von der neuen Gruppe namibischer Austauschschülerinnen in Empfang genommen. Überwiegend schlaflos und doch voller Enthusiasmus brachen wir im vollgepackten Schulbus in Richtung Jan Mohr Secondary School auf. Die warmen Worte durch den Schulleiter Mr Hashiti steigerten unsere Vorfreude auf die bevorstehenden 14 Tage. Eine kurze Führung durch sämtliche Klassen und eine damit einhergehende Begrüßung der Schüler*innen bot uns einen
ersten Vorgeschmack auf den Schulalltag in Windhoek. Anschließend hieß es: Einzug in das Wadadee Gästehaus. Den Nachmittag nutzten wir, um uns von der langen und anstrengenden Anreise zu erholen und Kräfte für die kommenden Tage zu tanken. Wir freuen uns auf die Erfahrungen und Eindrücke, die wir während unseres Aufenthaltes sammeln werden.

Tag 2 – Besuch des Independent Stadiums

Nach einer erholsamen, wenn auch sehr heißen Nacht begonnen wir den Tag mit einem gemeinsamen Frühstück. Eine „Ist-Was-Runde“ gab uns die Möglichkeit, den vorherigen Tag zu reflektieren und uns auf den kommenden einzustimmen. 

Der ursprüngliche Plan konnte leider nicht stattfinden. Der Heldenacker war aufgrund des kürzlich verstorbenen Präsidenten Hage Geingob geschlossen. 

Stattdessen lud uns Schulleiter Mr Hashiti zu den national athletic competitions der namibischen Schulen ein. Ort der Veranstaltung war das Independence Stadium – das größte Stadion Windhoeks. Als Supporter der Jan Mohr SecondarySchool unterstützten wir die Schüler*innen erfolgreich bei ihren sportlichen Höchstleistungen. Wir waren erstaunt darüber, dass sich viele Athlet*innen gegen das Schuhwerk entschieden und stattdessen Barfuß liefen. Vor Allem bei den herrschenden Temperaturen von durchschnittlich 36 Grad Celsius ein für uns völlig neues Bild. 

Anschließend gingen wir zusammen essen und deckten uns mit Lebensmitteln und Utensilien für den wochenendlichenTrip in den Etosha – Nationalpark ein. Ein gelungener Tag endete mit einem Briefing zu den Folgetagen.

Tag 3 – Etosha is calling

Als der Wecker morgens in aller Herrgottsfrühe klingelte, war uns noch nicht klar, dass der Tag nicht so laufen wird, wie wir es geplant hatten.
Top vorbereitet warteten wir auf den Bus, der uns um 7:30 Uhr aus dem Wadadee-Haus abholen sollte.
Doch dann kam die Nachricht: „The Bus is Not running“. Somit hieß es warten. Wir wussten nicht auf was oder wie lange, doch nutzten die dadurch gewonnene Zeit, mit gemeinsamen Kennenlernspielen und einem tollen Frühstück.
Als wir dann vormittags abgeholt wurden, waren wir voller Vorfreude und als Gruppe bereits bereit für ein Abenteuer. Wir fuhren ganze 6 std bis zum Etosha Nationalpark, wo wir uns in den kommenden zwei Tagen mit dem Thema „We protect what we love“ auseinandersetzen.
Doch als erstes hieß es gemeinsam das Camp zu errichten. Jede*r Einzelne war daran beteiligt und konnte seine Stärken unter Beweis stellen und einbringen.
Somit standen innerhalb kürzester Zeit acht Zelte, sowie eine Feuerstelle mit 20 Stühlen, auf was ein gemeinsames Abendessen folgte.
Uns erwartete traditionelle namibische Kost.
Frisch gestärkt, machten wir uns auf den Weg zum Wasserloch, wo wir 5 Nashörner gleichzeitig sahen und auf den Erfolg, den gemeinsamen Abend ausklingen ließen. Wir sind gespannt, ob wir die erste Nacht in unseren Zelten überleben werden.

Tag 4 & 5 – Wir haben überlebt!

GUSTAV! FAHR, FAHR!!!“

Sonntag 5:30 Uhr: Ein kleiner Campingplatz in Etosha erwacht.

Ein gemeinsames Frühstück stärkte uns für die Fahrt durch den Etoshapark. Zwei Guides holten uns um 7 Uhr vom Camping Gelände ab, um uns durch den Etoshapark, mitsamt seiner einzigartigen Flora und Fauna zu führen. 

Springböcke, Oryx, Giraffen, Zebras und Löwen – sie alle begegneten uns auf unserer sechsstündigen Tour. Doch ein Highlight verschlug uns den Atem: Nach langer Suche stießen wir auf eine große Herde Elefanten. Die Schönheit der Natur wurde für uns hautnah erlebbar. Welche Gefahr gleichzeitig von ihr ausging, sollten wir nur wenige Minuten später erfahren. Ein Elefantenbulle verfolgte uns  durch den Park. Die panischen Rufe „GUSTAV FAHR FAHR!!“ sollten unserem Fahrer die gefährliche Situation vermitteln. Gustav trat aufs Gas, der Bulle verschwand, doch das Adrenalin blieb.

Nach dem Abendessen ließen wir gemeinsam den Tag Revue passieren. Sieben Nashörner am Wasserloch des Campingplatzes verabschiedeten uns in die wohlverdiente Nachtruhe. Weder der benachbarte Löwe, noch das Unwetter konnten uns aus der Ruhe bringen.

Die siebenstündige Rückreise verlief reibungslos. Nun heißt es: Koffer packen, denn ab morgen leben wir im Gästehaus der Jan Mohr Secondary School und erleben den Schulalltag hautnah.

Tag 6 – Altyd my beste

Dienstag, 7:20 Uhr. Der erste Schultag an der Jan Mohr Secondary School sollte beginnen. English, Mathematics, Physics, Buiseness, Life Lessons und Afrikaans standen auf dem Plan. Nicht nur die Stundentaktung war neu für uns; vor allem das äußere Erscheinungsbild der Schüler*innen unterschied sich deutlich von unserem. Neben dem Tragen einer Schuluniform herrscht an der Schule ein grundlegendes Verbot von Piercings und Make Up, was vor allem uns Schülerinnen verunsicherte. Die Zeit verflog, die Eindrücke waren für uns überwältigend. Es war eine großartige Erfahrung, die wir in den nächsten Tagen weiter erleben dürfen. Bereits um 13:10 Uhr endete für alle der Schultag; für uns hingegen hieß es: Hello Guesthouse. Gemeinsam mit den Schüler*innen der namibischen Projektgruppe bezogen wir unsere Zimmer. Die Unterschiede unserer Lebenswelten waren spürbar. An die sehr einfache Ausstattung mussten wir uns gewöhnen, was jedoch keinerlei Einfluss auf die freundschaftliche Stimmung hatte. Die Versorgung mit Mittag- und Abendessen erfolgte in der Mensa. Gott sei Dank gab es keine Playstations, weshalb wir den Abend mit gemeinsamen Kartenspielen und intensiven Gesprächen verbrachten.

Tag 7 – Aquaponik

Nach einem gemeinsamen Frühstück um 6:20 Uhr machten wir uns auf den Weg zur Schule. Auf Grundlage unseres Ziels gemeinsame Nachhaltigkeitsprojekte ins Leben zu rufen, beschäftigten wir uns mit einem Thema, welches beide Schulen auch zukünftig begleiten soll: Aquaponik. Sowohl die Recherchearbeit im schuleigenen Computerraum, die daraus entstandenen Präsentationen als auch ein Online Call mit einem Aquaponik Experten, boten uns einen umfassenden ersten Eindruck in die Chancen und Grenzen des angestrebten Projektes.

Danach machten wir uns auf den Weg zum Heroes Acre, ein Ort an dem große Persönlichkeiten, die sich um Namibia verdient gemacht haben, begraben sind. Dieses riesige Monumentaldenkmal hat uns alle sehr beeindruckt. Anschließend fuhren wir zum Single Quarter Fleischmarkt; ein Fleischmarkt der uns noch länger beschäftigen sollte…

Tag 8 – Der Fleischmarkt lässt grüßen

Der Vorabend endete mit einem Fußballspiel gegen die Schüler aus dem Boys Hostel. Nicht nur der Sport, sondern auch die Gespräche untereinander machten uns deutlich, dass uns vor Allem Interessen, Hobbies und Themen des Alltags miteinander verbinden. 

Der nächste Morgen startete mit einem Besuch desUnabhängigkeits-Gedenkmuseums, in dem wir uns gemeinsam intensiv mit der Geschichte Namibias auseinandersetzten. Nicht nur in uns rief der Aufenthalt im Museum ein Gefühl der Unsicherheit hervor. Auch die namibischen Schüler*innen teilten uns in einem abschließenden gemeinsamen Gespräch mit, dass sie nicht wussten, ob eine Führung durch das Museum vorwurfsvollgegenüber uns wirkte. Die Christuskirche war leider aufgrund von Sanierungsarbeiten geschlossen, was einen Besuch vorerst verwehrte. Stattdessen führte uns die namibische Schulgruppe durch Windhoek. 

Die zweite Hälfte des Tages verbrachten wir gemeinsam an der Dagbreek School. Unser Ziel: eine Aquaponikanlage. Schulleiter Paul du Plessis bot uns einen tiefen und differenzierten Einblick in die Realistik der Umsetzbarkeit eines solchen Projekts an der Jan-Möhr Secondary School. Die Anlage war beeindruckend, zeigte uns jedoch gleichzeitig auf, wie wichtig die Unterstützung aller Mitglieder des Schulalltages sein würde.

Wieder angekommen im Guesthouse der Schule fanden wir erneut einen Anschluss zu den dort übernachtenden Schülern, welche die Gespräche des vergangenen Fußballabendesfortzuführen wünschten. Die Gespräche prägten erneut sowohl unser Bild über Namibia als auch das Bild der Schüler*innenüber Deutschland. Die Zeit verflog im Geschehen des Gespräches wie im Flug. Ein angenehmer Schlaf war uns allerdings leider nicht vergönnt. Wahrscheinlich waren es die verzehrten Lokalitäten auf dem Fleischmarkt, die den Mägen mehrerer Schüler*innen unserer und namibischer Seite nicht gut bekamen. Konflikte entstanden nicht auf zwischenmenschlicher Ebene, sondern vielmehr vor dem Hintergrund der rechtzeitigen Nutzung der Sanitäranlagen. Spontan entschieden wir uns für den Abbruch des Aufenthaltes im Guesthouse. Wir verbrachten den Abend somit mit Unsicherheiten sowie Unwohlsein und drückten fest unsere Daumen für eine schnelle Erholung der Schüler*innen am Folgetag, damit unser mit Hingabe geschmiedeter Zeitplan nicht verfiel.

Tag 9 & 10 – Leid und Freud liegen oftmals nah beieinander

Tag 9: Das Wetter hervorragend, die Pläne perfekt ausgearbeitet. Ein Upcycling Workshop sowie ein anschließender Braai an der Jan Mohr sollten den Wochenabschluss bilden. Doch unser Gesundheitszustand zwang uns zur Bettruhe. Schließlich wollten wir fit sein für die anstehende Reise nach Swakopmund.

Tag 10: Bereits um 4:30 Uhr klingelte der Wecker. Der gesundheitliche Zustand einiger unserer Schüler*innen blieb unverändert, wodurch die Rückbank unseres Trucks „Moto Moto“ zum Krankenlager umgebaut wurde. Ab 6 Uhr hieß es „Swakopmund is calling“. 5 Stunden Fahrt, 15 Grad Temperaturunterschied und eine völlig andere Natur – wir trafen auf Meer und Wüste. Doch nicht nur das: Swakopmund ist anders. In dieser Stadt werden die Folgen des Kolonialismus noch besonders deutlich. Neben der Adler Apotheke erinnerten vor allem die Straßennamen sowie die Architektur an einen Kurztrip nach Deutschland. Nach einem ersten Eindruck und Austausch über die Stadt machten wir uns auf den Weg, die Landschaftsform „Wüste“ zu erkunden. 

Ein Wüsten Buggy fuhr uns in die etwa 500 m entfernte Namib. Dank unseres Tour Guides Ernesto verwandelte sichinnerhalb kürzester Zeit ein scheinbar unbelebter, monotoner Ort zu einem Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten: Schlangen, Chamäleons, Spinnen und Geckos nutzen die Wüste als ihr Habitat. Aber auch die voranschreitende Desertifikation waren Themen, die uns durch die Tour begleiteten.

Anschließend galt es für uns: „Fasten your seatbelt“ Wir rasten die Dünen rauf und runter und es fühlte sich an, als wären wir auf Taron. 

Den Abend verbrachten wir gemeinsam im Hostel mit einer hochemotionalen „Ist was“ – Runde.

Tag 11 – Man overboard!

Nachdem wir uns um 7 Uhr zum Frühstück trafen, hieß es für uns: aus der Wüste ins Wasser. In Walvis Bay angekommen, ging es für uns auf ein süßes Boot, welches direkt nach dem Ablegen einen blinden Passagier offenbarte. „Charlene“ ein Pelikan Dame, die uns die ganze Bootstour über begleiten sollte. Die anfängliche Angst verwandelte sich schnell in ein zutrauliches Verhältnis zu dem wilden Tier. Doch es sollte nicht nur bei Charlene bleiben. Auch Robbe „Sky“ besuchte uns auf offener See. Ein Vortrag durch den Skipper sowie die Möglichkeit einer „Streicheleinheit“ führte uns in die Welt der Robben ein. Der Atlantik verwandelte sich für uns in eine Welt voller Faszination – dies galt auch für den Gaumen. So durften die meisten von uns wohl zum ersten Mal in ihrem Leben einer Auster verköstigen.

Wieder festen Boden unter den Füßen erhielten wir die Möglichkeit die Stadt weiterhin zu besichtigen. Ein gemeinsamer Braai am Abend sollte den Abschluss dieses einzigartigen Tages bilden.

Tag 12 – Fischi Fisch Fisch

Der letzte Tag in Swakopmund stand vor der Tür. Erneut hieß es Walvis Bay, erneut ging es an den Atlantik. Doch schauten wir uns an diesem Tag das Leben auf See von einer anderen Perspektive an. Denn Walvis Bay ist vor allem für seine vorherrschende Fischereiindustrie berühmt. In dieser Stadt befindet sich der einzige Tiefseehafen Namibias. Was bedeutet dieser Umstand für das Land? Was bedeutet er für unser Projektthema „we protect what we love“ und was haben wir mit der Fischindustrie im Rahmen einer nachhaltigen Lebensgestaltung zu tun? Mit all diesen Fragen im Gepäck machten wir uns auf den Weg zu „Seawork“. Seawork Fish Processors (Pty) Ltd ist ein Unternehmen das sich auf den Fang, die Verarbeitung und die Vermarktung von gefrorenen Meeresfrüchten für den internationalen Markt spezialisiert hat. Eine Führung durch die Hallen der Fischereifabrik ermöglichten uns einen tiefen Einblick in die globalen Zusammenhänge der Fischindustrie. Rund um die Uhr wird hier vor Ort nicht nur der eigens gefangene Fisch verarbeitet; auch andere Länder nutzen die günstigen Konditionen der Verarbeitung. So werden u. A. Fische aus Alaska nach Walvis Bay transportiert, um nach erfolgreicher Verarbeitung wieder zurück geschifft zu werden. Es offenbarten sich demnach nicht nur positive Aspekte, wie u. A. die Schaffung von hunderten Arbeitsplätzen für die Bevölkerung. Auch die negativen Auswirkungen globaler Marktwirtschaft gerieten in das Zentrum unseres anschließenden Austausches. Mit vielen Gedanken machten wir uns also auf den Weg zurück nach Windhoek. Nach zwischenzeitlichen Höchsttemperaturen von 41 Grad in unserem Truck Moto Moto waren wir froh, unser Gästehaus Wadadee bei Regen und rund 28 Grad wieder begrüßen zu dürfen.